Sandy Kob arbeitet im „ZesS – Zentrum für stationäre Schwerstpflege“ in Burghausen als stellvertretende Stationsleiterin. Begleitend zu dieser Tätigkeit qualifiziert sie sich weiter zur Fachkraft für Gerontopsychiatrie. Im Sommer 2019, kurz vor Abschluss ihrer Ausbildung, nahm sie als eine der besten Pflegeschülerinnen Bayerns am Endausscheid „Deutschland bester Schüler in der Alten- und Krankenpflege“ 2019 teil und erreichte dort einen sagenhaften 4. Platz.
Ins ZesS – Zentrum für stationäre Schwerstpflege war sie in ihrem ersten Ausbildungsjahr ins ZesS gekommen. „Das war ein bewusster Schritt. Ich habe mir das Zentrum für stationäre Schwerstpflege ausgesucht, weil es ein breites Spektrum bietet. Ich wollte praktische Erfahrungen mit Patient*innen sammeln, die beatmet werden oder in der Phase F sind. In der Berufsschule habe ich gemerkt, dass ich als ‚ZesSlerin‘ den anderen etwas voraushabe, weil ich so viel mehr gesehen habe. Diejenigen, die in der Altenpflege tätig sind, hatten noch nie mit einer Beatmungsmaschine gearbeitet oder jemanden mit einem Tracheostoma gepflegt. Wenn in der Ausbildung endotracheales Absaugen geübt wird, kommen viele schon mit der Puppe nicht zurecht und fragen mich: ‚Wie machst du das bei einem Menschen?‘ Da habe ich einen Erfahrungsvorsprung.
Auf die Frage, was sie jemandem raten würde, der Pflegekraft werden möchte, antwortet Sandy Kob: „Ich würde nicht jedem empfehlen in die Pflege zugehen, weil das ein Beruf ist, der auch großen persönlichen Einsatz erfordert. Man kann in diesem Beruf nur gut sein, wenn man ihn mit Herzblut ausübt, nur dann erfüllt einen diese Tätigkeit auch mit Freude. Wenn jemand halbherzig dabei ist, hat niemand etwas davon, weder der/diejenige selbst, noch das Team und schon gar nicht die zu Pflegenden.“ Sie ist wirklich eine Vollblutpflegekraft, die sagt: „Für mich ist dieser Beruf alles!“ Vorher hat sie eine Ausbildung zur Chemikantin gelernt, weil sie dachte, dass ein technischer Beruf zu ihr passen würde. Als sie merkte, dass dies nicht der Fall war, wählte sie spontan den Pflegeberuf. “Ich habe diese Entscheidung noch nie bereut. Natürlich ist es anstrengend, im Schichtdienst zu arbeiten und es gibt Tage, an denen ich nach Hause komme und abgeschlagen bin, Es ist nicht alles Gold, vieles könnte besser sein, aber der Beruf macht mich persönlich zufrieden.“
Was sie dem Zentrum für stationäre Schwerstpflege wünscht? „Viele, viele Fachkräfte! Das ist das Einzige, was uns momentan noch daran hindert, dass das Zentrum für stationäre Schwerstpflege richtig vorankommt. Unser Team gibt Vollgas und es hat sich in den letzten Monaten so viel entwickelt. Aber ohne Fachkräfte hängen wir unseren Zielen hinterher. Wenn ich in der Schule höre, wie es in anderen Einrichtungen abläuft, stelle ich immer wieder fest, dass wir es im Zentrum für stationäre Schwerstpflege einfach schön haben. Es kommt ganz selten einmal vor, dass ich einen schlechten Tag habe. Unser Miteinander ist mir viel wert, wir duzen einander und dennoch ist da viel Respekt. Bei der Prüfungsvorbereitung habe ich Mitschüler*innen und ihre Pflegedienstleitungen erlebt und war z. T. erschrocken, wie unpersönlich das Verhältnis war. Das ist bei uns anders, wir kennen einander, tauschen uns aus und reden ganz locker miteinander. Das macht viel aus. Wenn ich z.B. während einer Schicht in einer Situation bin, in der ich mich unsicher fühle, rufe ich einfach Kolleg*innen auf einer der anderen beiden Station des Zentrums für stationäre Schwerstpflege an und frage um Rat. Ich kann mich darauf verlassen, dass mir da gern jemand hilft.“
Im Vorentscheid zum Wettbewerb „Bester Pflegeschüler in der Alten- und Krankenpflege“ 2019 hatte sich Frau Kob für das Finale qualifiziert. Der Vorentscheid hatte in Scheinfeld stattgefunden, wohin sie ihre Pflegedienstleitung begleitete. Den Teilnehmer*innen wurden 50 Fragen vorgelegt, die sie mittels multiple choice innerhalb einer Stunde beantworten sollten. „Die Fragen waren echt kompliziert“, berichtet Frau Kob. Der Test wurde noch am selben Tag ausgewertet. Bei der Siegerehrung saß Sandy Kob in der letzten Reihe, denn sie rechnete nicht damit, dass die Wahl auf sie fallen würde. „Als mein Name aufgerufen wurde, war ich erstmal in einer Art Schockstarre und meine PDL rief: ‚Das bist DU!‘. Wir beiden waren so überrascht.“ Als eine der besten Pflegeschülerinnen Bayerns – aus Bayern waren es insgesamt nur drei Teilnehmer*innen – reiste Sandy Kob dann am 13. und 14. Juni 2019 nach Berlin zum Bundesentscheid. Im ersten Teil der Prüfungen erhielten sie Unterlagen zu einem fiktiven Bewohner, die sie durcharbeiteten, um anschließend einen Pflegeplan für diese Person zu erstellen. Der zweite Teil bestand aus einer praktischen Prüfung am Pflegebett mit Beratungsgespräch. Danach waren alle Teilnehmer*innen zu einer Stadtrundfahrt durch Berlin und zum Abendessen auf dem Fernsehturm eingeladen. Am nächsten Tag gab es eine Gesprächsrunde mit der berühmten Pflegewissenschaftlerin Liliane Juchli aus der Schweiz und eine Besichtigung des Deutschen Bundestages. Am Nachmittag fand im Roten Rathaus die Auszeichnung der Gewinner*innen des Bundeswettbewerbs statt. „In einem Feedback-Gespräch wurde uns erläutert, was besonders positiv aufgefallen ist oder was vielleicht noch besser klappen könnte. Ich habe einen vierten Platz erzielt, den ich mir mit einigen anderen Mitbewerber*innen teile.“
Der Jubel im Zentrum für stationäre Schwerstpflege war groß. Die Geschäftsführung und die Kolleg*innen gratulierten Sandy Kob von ganzem Herzen zu dieser ausgezeichneten Leistung. Sie sind so stolz auf ihre engagierte Kollegin! Bei der großen Bayern-Sommerparty in München wurden ihr ein großer Blumenstrauß und der Schlüssel zu einem nagelneuen Dienstwagen überreicht.
Dieser Beitrag basiert größtenteils auf einem Interview, dass in der Fachzeitung „Gepflegt Durchatmen“ 2019 erschienen ist.